Mo 04.12.2023
Mt 8:5-11 Der Hauptmann von Kapernaum
Das erneute Vorkommen dieses Textes führt mich zu sehr praktischen Ordnungen des Alltages.
Was haben die Prinzipien der Welt mit dem Himmel zu tun?
Viel.
Wenn die 16.000.000.000 x 8 Bit nicht ohne Fehler funktionieren würden, mit denen ich gerade an meinem Mac arbeite, würden meine Gedanken nicht in einen öffentlichen Text fließen können.
Viel größer und zugleich auf einer Ordnung basierend ist z. B. die DNA.
Der Geist spielt auf einem gut gestimmten Klavier besser als auf einem ungepflegten, vernachlässigtem Gerät.
Auf einzelnen Saiten bleiben die Möglichkeiten begrenzt.
Ich staune, dass die militärisch weltlichen Methoden des Hauptmanns ihn bestens vorbereitet haben für die Funktionen des Himmelreiches.
Was bedeutet Ordnung
Ordnung ist nicht die erste Ursache – aber der Raum für die zweite Ursache.
Zuerst ordnet der Geist und macht aus dem Tohuwabohu die Erde.
והת
tohuw to’- hoo: Formlosigkeit, Wildnis, Eitelkeit, Chaos.
Es ist also zuerst die Formlosigkeit.
Dann aber steht da:
והב bohuw bo’- hoo: leer.
Das Chaos ist zugleich ein Nicht-Sein (leer).
Ordnung ist Ausdruck von Sein.
Und etwas Seiendes hat keinen Sinn, wenn es überhaupt nicht bleibt oder nichts davon bleibt.
Zwar benötige ich für Neues auch ein Maß an Unordnung (siehe Nassim Talib), aber eine Unordnung, die alles geordnete aufhebt, fängt immer wieder bei null an und hat keinen Sinn.
Wieder etwas Ausgespanntes:
Ich habe keine genaue Position zwischen Ordnung und Inspiration des Neuen.
Wer meint, die Heilige Liturgie wäre etwas, das niemals geändert werden darf, steht ebenso am Ende des Todes (hier durch Leblosigkeit, Erstarrung), wie der, der meint, die Liturgie nach Mehrheitsmeinung variieren zu können. Jenes Ende des Ausgespannt sein heißt Chaos und ist der Tod durch Formlosigkeit.
Gott hat die Welt nicht wie eine Uhr gebaut, sie aufgezogen und sie dann sich selbst überlassen.
Da-Sein ist Schaffen und Geschaffenes zugleich.
Ich kann durch Ordnung Raum für Gott schaffen.
Gott freut sich über die Annahme dessen, was Er schon geschaffen hat.
Genauso wie über das Vertrauen, manches loszulassen, damit weiteres ins Leben kommt und zu Geschaffenem wird.
Komplexität
Die DNA ist sehr komplex.
Darum kann, auf sie aufsetzend, der Geist im Menschen mit sich selbst (oder allgemein mit Gott) kommunizieren.
Der Stein weiß nichts von Gott.
Eine große Ordnung ist also geistiger als eine kleine Ordnung.
Nicht die Veränderung reicht aus, es geht um Entwicklung – oder Entfaltung.
Wenn ich ordentlicher bin, habe ich ein größeres Gefäß, in das Gott Seinen Geist gießen kann.
Die Ordnung reduziert nicht meine Freiheit, sie spannt sie zu größerem aus.
Die Ordnung ist nicht an sich das Ziel.
Sie ist zum einen Lobpreis des Geistes, der ein schaffender, und damit Ordnender ist (oder andersherum: Der durch Ordnung ein Schaffender ist).
Aber sie ist auch zum anderen ein Raum, der mehr und mehr Platz für Gott schafft. An einer größeren Ordnung verfängt sich mehr von der Herrlichkeit Gottes.
Beispiel
In der Ordnung des täglichen Evangeliums zu bleiben, scheint zunächst eine Einschränkung zu sein.
Halte ich mich daran (was ich tue) scheint mir jedoch der Segen besonders zu sein. Ich hätte von mir aus niemals so oft über diese Geschichte vom Hauptmann nachgedacht.
Und diese Ordnung ist eine evolutionäre Ordnung.
Bis 1969 gab es einen einjährigen Zyklus, seit dem einen zweijährigen für die Werktage und einen dreijährigen für die Sonntage.
Eine partielle „Zerstörung“ (Einjahresordnung) hat zu einer größeren Komplexität (mehr Ordnung) geführt. Und damit zu mehr Raum für den Geist Gottes.
Alltag
Die Kraft für Entscheidungen ist begrenzt.
Am Morgen habe ich mehr davon.
Darum will ich noch mehr als bisher meinen Tag am Morgen hörend planen. Am Morgen bin ich freier und aufmerksamer als im Verlauf des Tages.
Mich dann an meinen Plan zu halten ist leichter – und es schließt Änderungen nicht aus, die entweder aus anderen Ordnungen kommen (z. B. der Priorität von Menschen vor Sachen, besonders der Familie).
Oder aus Umständen, die Gottes Fügungen sind.
Denn ich will mehr von Gott – und Ihm dazu ein größeres Gefäß bereitstellen.
Ein Gott muss eine innere Entsprechung haben.
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