Realer Raum für das Heilige

So 31.12.2023

Lk 2:22-40 Darbringung Jesus im Tempel

Das Gute ist nicht immer das Angenehme.

Es ist viel vom Gesetz, vom Tempel und von Propheten die Rede.

Der Tempel existierte etwa 1000 Jahre. 957 v. Christi bis 70 n. Christi.

Unterbrochen 957–868 v. Chr.

Der Herodianische Tempel wurde erheblich erweitert und umgebaut, von 20 v. Chr. bis etwa 30 n. Chr.

Es scheint, als habe er seine schönste Ausprägung zu der Zeit gehabt, als Jesus von seiner Zerstörung sprach.

Offenbar ist Gott ein geschichtlicher Gott. Orte und Gebäude spielen eine Rolle.

Mir scheint, tief im Herzen meiner Zeit gibt es ein Bild von Gott, dass einer Art humanistischem Ideal entspricht. Eine theoretische Perfektion nach den Maßstäben der Menschen.

Dort ist kein Platz für Gebäude und Geschichte.

Schon garnicht für etwas, das nicht erfüllt, sondern erwartet wird.

Von woanders her erwartet wird.

Der gute Mensch macht das Gute und Gott hilft ihm dabei.

Gott als Lehrer und Coach. Hin zu einem Verhalten, das sanft und friedlich ist, das vom anderen erwartet, dass er sich auf die andere Wange schlagen lässt.

In unserer Erwartung sortieren wir alles in Richtung Gott, was uns menschlich gut vorkommt. Und trennen von Ihm, was unser Herz für falsch hält.

Dass z. B. Israel bei der Eroberung von Kanaan die dortigen Einwohner erschlagen hat, passt nicht dazu.

Vielleicht kann man es symbolisch deuten?

Gott darf nicht so sein, wie ich Ihn nicht haben will.

Nur wer auf die Erlösung wartet

Es ist gut, Gutes zu tun. Ethisch gut zu handeln.

Sich ansprechen zu lassen von dem, der unter die Räuber gefallen ist.

Aber Hanna spricht nur zu denen, die auf die Erlösung Jerusalems warten.

Es ist gut, dass Herodes den herrlichen Tempel gebaut hat.

Er ist der Raum, in dem das Geschehen von heute stattfindet.

Aber die Heiligkeit von Hanna hat damit zu tun, dass sie das Eigentliche noch erwartet.

Und in dieser Haltung der Erwartung, in der inneren Reinigung von Machbarkeit und Vorläufigkeit kann sie den Messias erkennen.

In Seiner ganzen Unscheinbarkeit, ja in Seiner Armut.

Er ist keiner aus dem Haus des Herodes.

Nicht ein System, sondern eine Person

Am Ende erlöst uns eine Person.

Nicht ein System. Weder die Demokratie noch die ethische Korrektheit. Weder kulturelle Richtigkeiten noch eine feministische Außenpolitik.

Schon garnicht eine innerweltliche Gerechtigkeit.

Denn gerecht ist der Eine – nicht ein System.

Hanna erkennt die Person Jesus als den Christus. Ein überaus ungerechter Vorzug aus der Perspektive von Gleichheit aller Menschen.

Ich bin im Reich Gottes auf einer Ebene, die ganz weit unten ist.

Und meine Freude ist, dabei zu sein – ganz ohne Stellung.

Ich unterwerfe mich Jesus Christus, ganz und bedingungslos.

Keiner „christlichen Ethik“.

Auch wenn diese mir in Stunden der Dunkelheit vielleicht auch helfen kann – durch sie hindurch suche ich Dich, mein Geliebter.

Herodes war ein brutaler, egoistischer Herrscher.

Gott aber gebraucht ihn, den Tempel zu bauen, in dem der Messias beschnitten wird.

In der Er in die Ordnung Israels eingebunden wird.

Am Ende gehorchen wir immer irgendjemandem – oder irgendetwas.

Niemand ist im Alltag wirklich frei zum Guten. Allein weil es oft das Gute nicht ohne etwas gibt, das mir nicht gefällt.

Ich kämpfe sehr mit einem inneren Konflikt.

Einmal der Gewissheit, dass Israel im Wege Gottes geführt wird, und doch anderseits so sehr viel Leid damit verbunden ist.

Der reale Raum ist auch immer ein Raum, der einen anderen Raum verdrängt.

Und er ist niemals der Sinn selbst, sondern er muss den erwarten, der ihm den Sinn gibt.

Ich habe mir Gott nicht ausgedacht – denn Er ist mir manchmal ganz unbequem und schmerzt in seiner Fremdheit.

Aber ich kenne genug von Ihm, um Ihm in allem zu vertrauen – wenn zuweilen auch mit Zittern.

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