Brauchen wir noch den Vorläufer?

Di 02.01.2024

Joh 1:19-28 Johannes bezeugt, was er alles nicht ist.

Eine Betrachtung von „Zugleich“.

Johannes wir gefragt, wer er ist.

Und seine Hauptantwort ist, was er nicht ist.

Johannes zeugt von Jesus – während Jesus schon da ist.

Johannes wird aufgesucht, weil er erfolgreich ist.

Und überhaupt: Wozu brauchen wir Johannes, wenn wir doch Jesus haben.

Und viele Christen leben so, als wenn sie sagen: Wozu brauchen wir die Evangelien, wenn wir doch Paulus haben?

Andere sagen, wozu brauchen wir die Bibel, wenn wir doch die Kirche haben?

Oder wozu brauchen wir Jesus, wenn wir doch die Ethik von Jesus haben?

Ist denn Johannes nur eine Art Kontrastpapier? Er lehrt das Gesetz in Vollkommenheit – jetzt aber liegt es hinter uns. Und wir blicken zurück und freuen uns, dass wir diese alten Geschichten nicht mehr brauchen und sie letztlich Märchengeschichten aus alten Zeiten sind.

Keine Abkürzungen

Als ich zum ersten Mal mit einem Freund ein wenig gepilgert bin, hatte er eine alte Pilgerkarte – ich aber hatte mein Handy.

Ich vertraute ihm mit dem alten Zeug – aber einmal war es so offensichtlich, dass jener mühsame Weg dort nicht nötig war, denn hier war es doch einfacher (nach Handy).

Wir gingen seinen Weg – und von da an habe ich nie wieder aufs Handy geschaut. Ich verstand: Der Weg muss ganz gegangen werden.

Nicht etwa, weil der Weg das Ziel ist, wie ich heute oft höre!

Nein, das Ziel war das Ziel nach dem Weg oder durch den Weg hindurch.

Nur wer den Weg gegangen ist, ist am Ziel wirklich am Ziel.

Die Gefahr ist, dass jemand, der den Weg schon ausgekostet hat, durchaus kein Vorbild sein muss, da er zu sehr am Ziel hängt.

Paulus kannte den Weg sehr gut.

Auch Luther kannte manches vom Weg.

Das Ziel ohne den Weg zu übernehmen, führt oft dazu, dass das Ziel keine Wurzeln hat. Es ist wie ein Baum, der ohne Wurzeln in die Erde gesteckt wurde.

Ein Buch ist keine Rolle

Ein Buch hat auch Nachteile. Ich kann parallel irgendwo hineinschauen.

Eine Rolle nötigt eher dazu, eins nach dem anderen zu lesen.

Besser ist noch ein Meister, der mich Lehrling einen Weg führt, ohne mir allezeit jede Abkürzung vorab zu geben.

Ich habe in meiner Lehre noch drei Wochen ein U-Eisen gefeilt.

Es gab auch damals schon Maschinen dafür.

Aber dieses Feilen war feilen an meinem Fleische – und dafür gibt es keine Maschinen.

Das Fass

Küfer haben früher Dauben für den Fassbau hergestellt und verwendet.

Wenn ich solch ein Fass hinstelle, um Wasser zu sammeln (z. B. als Regenfass) ist die kürzeste Daube das Maß für das Fassungsvermögen.

Alle Dauen werden parallel gebraucht. Einzelne lange nützen nichts – auch wenn die lange Daube vielleicht die letzte war, die hinzugefügt wurde.

(So ist es gut. Bild mit KI erzeugt ;-))

Betrachtung

Paulus und Johannes (der Täufer) scheinen mir wie zwei Enden eines ausgespannten Themas.

Ich bekomme es nicht zusammen – vielleicht weil es so sein soll.

Ich möchte nicht wählen, nur weil mir eines besser gefällt oder ich die Spannung schwer ertrage.

Dazu dienen mir Betrachtungen.

Schauen und aushalten.

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