Menschliche Liebe Gottes

Sa 18.05.2024

Joh 21:20-25 Petrus fragt Jesus, was aus Johannes wird.

„Was wird denn mit ihm?“

„Wenn ich will, dass er bleibt, was geht es dich an?“

Fragt Petrus aus wohlwollendem Interesse?

Oder gibt es eine Eifersucht unter den Jüngern auf den Jünger, der im Abendmahlssaal an Jesu Brust lag.

Natürlich. Es wäre natürlich menschlich.

Jesus liebt seine Jünger nicht alle gleich.

Oh – ist das ein erlaubter Satz?

Jesus liebt seine Jünger nicht alle gleich?

Jesus liebt mich nicht so, wie Teresa von Ávila – oder wie jemand anders hier und dort.

Frieden

Israel hat mir Frieden gegeben, das zu sehen, das zu sagen.

Denn Gott liebt auch nicht alle Völker gleich.

Auch ich liebe meine vier Kinder nicht genau gleich, ebenso bei den Enkelkindern.

Ich will es einfach aushalten, dass es so ist.

Es ist unmenschlich und der Liebe nicht gemäß auch nur zwei Menschen gleich zu lieben.

Ich bin ermutigt, dies zu denken, weil der große Michael Wyschogrod es bestätigt.

Und weil Gott es gerade in diesem Abschnitt bestätigt.

Es geht ja nur darum.

Sechs Verse des gewaltigen, heiligen Johannesevangeliums gehen um merkwürdige Dinge zwischen zwei Jüngern in Bezug auf Jesus.

Agape und Eros

Wyschogrod wies mich darauf hin, dass eine scharfe Trennung zwischen Agape und Eros dem Menschen – und Gott – nicht entspricht.

So wie wir Leib sind, zwar erkennbar Seele und Körper, aber doch untrennbar.

So sind wir – und Gott – Agape und Eros. Ja, auch Gott: Eros.

Es ist mir unzweifelhaft und ich erinnere mich, es immer gewusst zu haben – aber nicht bewusst.

So wie ich immer wusste, dass es richtig ist, das ein Leib mit physischen Bändern verbunden ist und so der Leib Christi nicht aus mehr als einer irdischen Kirche bestehen soll. Ich war mir dessen nur nicht bewusst – weil ich mich nicht getraut habe. Getraut aus Sorge um meinen Stand.

Wenn Gott auch Eros ist, also individuelle Liebe auf Gegenseitigkeit, dann kennt Er mich viel tiefer als bei einer reinen Agape Liebe.

Weil Er an mir leidet.

Zwei Personen begegnen sich nun als Personen: Du, Vater, und ich.

Ich kann mich Dir nun als ganzer Mensch hingeben.

Denn das tue ich nur als Person – also von Person zu Person an jemand, von dem ich das Gleiche will.

Ich will, dass Du an mir leidest, wie ich an Dir leide. Und Du tust es, ja Du eilst mir voraus.

Du bist kein unnahbarer, abstrakter Gott auf dem Horeb mehr.

Erst an Deinem Leid glaube ich Dir Deine Liebe zu mir.

Nicht an Deinem Leid für die Welt – sondern für mich.

Ich spüre Dich z. B. an Deiner Geduld mit mir. Daran, dass ich jeden morgen neu ein Gewissen habe. Ein Gewissen, das Dich hört.

Und obwohl ich Dich oft einfach übergehe und ignoriere – was Dich leidend macht – erweckst Du es jeden morgen neu in mir, gibst Dich mir neu.

So will ich Dich auch ertragen, obwohl ich Dich oft nicht verstehe und Dein Handeln merkwürdig – ja ärgerlich finde.

Denn ich bin Mensch und kann Dir nur ganz als Mensch begegnen.

Mit all dem.

In meiner Leiblichkeit stehe ich vor Dir.

Ganz beides – körperlich sehnend und schwach.

Aber auch mit einem Geist, der sich über alles aufschwingen kann – und aufschwingt.

Ich will Dich überall antreffen.

Und auch über allem, denn auch dass ahne ich. Du bist der je größere, der je wunderbarere, der je geheimnisvollere – eben Gott.

Und doch auch „zur Hand“, ganz nah, ganz „normal“ menschlich.

Einer, der als Auferstandener einen gebratenen Fisch ißt.

Alle Tiefen des Lebens sind Dir vertraut und in Dir nicht nichtig. Leid und Misserfolg gründen ein Fundament in der Tiefe der Erde.

Unsichtbarkeit ist nicht unsichtbar bei Dir.

Leib

Noch ein Wort zum Leib.

Ich brauche nicht allein Geist sein (körperlose Seele) weil in dem leiblichen Gegenüber jedes Menschen hinreichende Tiefe ist.

Selbst Gott ist „nur“ Leib – mag er sonst sein, was Er will, mir gegenüber ist er Leib.

Halte an und sieh: Auch dein Bruder ist wie Gott: unendlich tief – denn Gott sieht ihn an.

Und übrigens: Von meinem unendlichen Gott genügt mir irgendeine Liebe. Und sei es auch nur der Krümel vom Tisch des anderen. Das ist nicht schwer, ich staune.

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