Sa 06.07.2024
Mt 9:14-17 Die Jünger des Johannes und die Jünger Jesu
„Wie können die Hochzeitsgäste Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“
Die Jünger des Johannes fragen Jesus, warum Seine Jünger nicht fasten, so wie sie selbst.
Jesus ist nicht von der Art des Johannes
Kein Prophet und kein Rabbi.
Er ist zu jener Zeit zugleich all dass – aber doch auch das Ziel selbst. Das Ziel ist hier im Weg gegenwärtig.
Aber der Weg ist nicht das Ziel.
Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen dem Weg und dem Ziel – auch wenn der Weg zunächst das Vordergründige ist.
Ich kürze es ab, mit (a) für den Weg und (b) für das Hochzeitsfest.
Merkmale und Gefahren
(a) Jemand spricht von Gott. Er bereitet vor auf Gott. Er zeugt von Gott.
(b) Gottesgegenwart wird vollzogen. Die Mittel des Weges werden abgelegt und die Wanderkleidung wird zugunsten des Festtagsgewandes gewechselt.
Die Jünger des Johannes, die zu Jesus kamen, hatten den Weg zum Ziel gemacht. Ihnen wurde die Bereitung zum Eigentlichen. Das Wandern selbst ist der Inhalt. Ich gehe den Jakobsweg um des gehen des Jakobsweges willen.
Wie schnell kann ich den Sinn der Vorbereitung ersetzen durch die Vorbereitung als Sinn selbst.
In dem Roman „so weit die Füße Tragen“ (J.M. Bauer) ist der Weg so lang und die Erlebnisse so intensiv, dass es nicht viel fehlt und er würde auf dem Weg verwurzeln.
Man kann Fasten und Beten kulturell inkorporieren. Freitags fasten und gut ist es.
Was soll ich denn tun?
Wie wichtig ist es mir, dass Du bald wiederkommst?
Wie bereite ich mich darauf vor, nicht im Bereiten zu bleiben, sondern das Bereiten als Ausdruck des Erwartens zu leben?
Wir sind für die Brautschaft mit Dir gemacht – nicht weniger.
Ich erinnere mich an die 10 Jungfrauen, die auf den Bräutigam warten.
Alle schlafen ein, denn der Bräutigam kommt sehr spät in der Nacht. Lange nach allem Erwarten.
Aber es gibt einen Unterschied!
Das Öl im Leuchter ist nämlich nicht für die Nacht – sondern für den Bräutigam.
Es reicht nicht, ein perfektes Leben zu führen. Es muss mehr sein, etwas, das nur Sinn hat, wenn der Bräutigam kommt. Etwas für Ihn, wenn Er da ist.
Nur dann bin ich unruhig und wartend, denn alles genügt mir nicht für mein ach so frommes und schönes Leben.
Darüber ein anderer mal mehr.
Praxis
Früher war ich sehr, zu sehr Zielorientiert. Ergebnisorientiert.
Dann lernte ich, mehr am Vollzug selbst zu wachsen.
Neun Jahre Gesangsunterricht, ohne jemals vor jemandem zu singen. Das war schön, denn dieser Weg war ein köstlicher Weg als Weg und Bereitung selbst.
Jetzt lerne ich Hebräisch und ärgere mich kaum, wie ich es früher tat, wenn ich sehr wenig Erfolg habe.
Bin ich in Gefahr, mich in den Weg selbst zu verlieben?
Mir scheint, es gibt eine Spannung. Zwar ist es gut, den Weg gern zu gehen. Aber dieses Gut-sein ist in Gefahr sich selbst zu gefallen und am Ende sich selbst zu genügen.
Wann kommst Du?
Wie ertrage ich diese Geschichte bei Matthäus, wenn nun seit 2000 Jahren der Bräutigam ausbleibt?
Ich möchte, dass die Spannung dieser Frage bleibt – wenn es vielleicht auch kleine Etappen des Trostes gibt.
Eine schnelle Antwort, wie „eine persönliche Beziehung zu Jesus haben“, genügt mir nicht – denn dann wären Jesu Worte sinnlos. Er sagt ja „der Bräutigam wird ihnen genommen“!
Eucharistie
Mir scheint, die Eucharistie kann ein Augenblick der Gegenwart Jesu sein. Darum ist es angebracht, die beste Kleidung dazu anzuziehen und davor zu fasten.
Kairos
Mir scheint auch, der Kairos der sich von Gott her einstellt, ist eine punktuelle Gottesbegegnung. Darum: Ich lasse ihn nicht abwartend verstreichen, sondern fasse ihn beim Schopf, wie das Bild es meint. Gehorsam ist Gottesnähe.
Stille
Und besonders: Du, Vater, bist in der Stille nahe.
Es ist ein feiner Vorgeschmack – nicht das Ziel selbst. Ein Windhauch, der Deinen Duft hinüberträgt zum mir.
Danke, Vater.
Nachtrag
Die immerwährende Nähe Jesu in der persönlichen Beziehung ist dennoch real. Aber hier wird ein Unterschied gemacht, den ich ernst nehme und der mir bewusst ist. Der Jesus auf dem Weg ersetzt nicht den Jesus der kommen wird.