Gleich, ganz, gern.

Fr 11.10.2024

Lk 11:14-26 Rundgang um das Thema: leerer Raum

Es ist nötig, das Evangelium zu lesen. Es geht um stumme Dämonen, den starken Mann, Verteilen der Beute, Rückkehr von Dämonen.

Ein Wunder reicht nicht

Jesus treibt einen Dämon aus.

Damit ist der Mann nicht im Reich Gottes! Er ist nicht „gerettet“. Er ist dagegen in einer gefährlicheren Situation als zuvor.

Die Leere in ihm lädt eine größere Zahl Dämonen ein.

Das ist Alltag – nicht Sonderfall.

Weder Taufe noch etwas aus dem Willen eines Mannes (auch Gottes nicht) machen einen Menschen zu einem Christen.

Denn unverzichtbar und unbeherrschbar ist der Wille des Menschen – seine Würde.

Hat der Starke die Erbsünde, die alte Hypothek, getilgt, ist zunächst nur ein Raum eröffnet – nicht mehr.

Der Auszug aus Ägypten geschah wie die Geburt eines Kindes. Praktisch ohne Zutun des Volkes.

Der Einzug nach Kanaan jedoch konnte leicht vom Volk verhindert werden und war nicht möglich, ohne das Wollen des Volkes.

Wie und womit soll der Raum gefüllt werden?

Jesus sagt es in dieser Geschichte nicht.

Dabei ist dies doch die brennende Frage. Der Dämon ist weg und die Gefahr seiner Rückkehr mit sieben schlimmeren steht vor der Tür.

Wie „besetze“ ich den Raum?

Katharina von Siena zeigt es: Widerstand gegen den Teufel

Kurioserweise benutzt sie Fliegen als Beispiel.

Was also füllt den Raum?

Es kann nichts sein, das einfach so von Gott kommt – denn dann würde es diese Geschichte nicht geben.

Mir scheint, es ist nicht einfach der Heilige Geist, wie viele sagen.

Auch wenn Er eine wesentliche Rolle spielt – Er ist eigentliches Ziel allen Gebetes (siehe Andacht gestern).

Aber es ist nicht in der Verantwortung von diesem, zu kommen oder nicht.

Sondern es ist etwas, worauf selbst Jesus wartet.

Viele Menschen betteln zu Gott um etwas, was sie schon lange haben.

Sie haben ihren Willen, ihren von Gott geschützten Willen.

Ihre „entschlossene Entschlossenheit“, wie meine Freundin Theresa v. Avila oft sagt.

Katharina spricht von der Vereinigung mit Gott. Diese geschieht in der Reinigung durch Selbsterkenntnis. Erkenntnis der eigenen Sünde.

Es ist Bedingung, dass der Wille es will. Der Wille entscheidet über den Glauben. Gott bietet mir Glauben an – ich entscheide, ob ich ihn annehme.

Der Glaube betrifft die Stellung zur Herrschaft in meinem Leben. Immer bin ich frei, allerdings nur frei, einen Herren zu wählen.

Hat Gott den alten Herren (Vater) vertrieben, kann ich für einen Moment einen neuen wählen.

Aber wie füllt Er den Raum?

Praxis

Ich nehme das, was ich von Gott gehört habe: „Gleich, ganz, gern“.

Gleich

Gleich in unserem Sprachgebraucht ist wie ein Joker für eine zwar kurze, aber unbekannt lange Zeit – eine Ausrede.

Denn Gleich heiß als Wort: zeitgleich mit dem Auftrag!

Ohne Lücke.

Denn die Lücke zwischen dem Hören und dem Tun ist der leere Ort, von dem Jesus redet. Da hinein kommt der Spaltpilz zwischen mir und Gott. Da hinein kommt das, was doch ein Verbinden mit Gott sein soll.

Es ist mehr als „direkt im Anschluss“, denn das ist nicht „gleich“ oder zugleich.

Das Gleich wächst in das Zugleich.

Ein liebendes Paar weiß, worum es in Kürze geht.

Meine Frau möchte mir nicht sagen, was sie gern von mir hätte. Sie möchte, dass ich zugleich mit ihr das spüre, was sie in ihrem Herzen spürt.

Ich kann wissen, was ihr Herz bewegt und es wirklich GLEICH tun, im Moment des Entstehens.

Ganz

Das Ganz lässt keine Lücke für ein begleitendes „und“.

So wie das Gleich keine Lücke in der Zeit lässt, lässt das Ganz keine Lücke im Raum. „Nichts als“ ist sein Merkmal.

Es ist deutlich, dass der Raum, den der Dämon sonst sieht, hier ganz gefüllt ist.

Es gibt kein ein-für-alle-mal des gefüllt seins, sondern nur immer: Jetzt habe ich kein Ohr für die Selbstsucht, denn ich bin GANZ mit meiner Verantwortung vor Gott beschäftigt. Ganz.

Gern

Gern bereitet das kommende Gleich vor.

Weil ich es gern tue und mit Dank auf die Freundlichkeit Gottes im Vollzug Seines Willens schaue, erwarte ich das neue mit Freuden.

Ohne Gern gibt es die Gefahr, ein anderes Gern eingeflüstert zu bekommen. Ein Gern von woanders her – das einen Widerstand in mein Hören einfügt.

Es ist Zeit, die eigene Verantwortung anzunehmen, und gleich, ganz und gern zu gehorchen.

Nachtrag:

Bei allem lerne ich von denen, die mir vorangegangen sind. Katharina von Siena hat mich viel Praxis gelehrt – vermutlich mehr als alle aktuelle Theologie von einer Kanzel.

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