Ist das attraktiv?

Di 12.11.2024

Lk 17:7-10 Vom Knechtslohn

Kein Recht auf etwas

Der Herr dankt dem Knecht nicht.

Mir ist schon lange aufgefallen, dass Jesus sich niemals bei einem Menschen bedankt hat. Er dankt dem Vater – aber keinem Menschen.

Auch Lob, wie wir loben, kommt bei Jesus kaum oder garnicht vor. Einzig Bestätigung gibt es, wenn Jesus sagt: Dein Glaube hat dir geholfen.

In meiner Umgebung ist das ganz anders. Danken, Loben und Wertschätzen werden als sehr wichtig betrachtet. Es gibt eine Art Wasserspiegel an Lob, unter dem schon ein Mangel konstatiert wird.

Das war vermutlich zu Jesu Zeiten viel weniger der Fall – dennoch wird diese Geschichte erzählt, um eine Art neues „Normal“ zu setzen.

Nicht geschimpft ist genug gelobt.

Ist das denn attraktiv?

Sollen wir einander nicht loben, uns danken und wertschätzen?

Oder ist der Himmel darin etwa kein Vorbild?

Ich vermisse es nicht

Habe ich früher bei dieser Geschichte noch ein wenig mit der Stirn gerunzelt, spüre ich das heute nicht mehr.

Ich bin gern im Hause Gottes und brauche von Ihm kein Lob. Ich brauche auch keine Pause von Gott – es ist alles gut. Ich brauche keine Wunder und kein Spektakel – im Gegenteil. Solche Dinge gehen mit Ernüchterungen einher, die am Ende das Anmachholz verbrannt haben und ein Streichholz kann danach die angekokelten Holzscheite nicht mehr entfachen.

Ich bin gern Knecht im Hause Gottes.

Zu Jesu Zeiten war ein Knecht ein Hausgenosse. Kein Sklave wie im übrigen römischen Reich oder Griechenland. Oder gar in Ägypten.

In Israel zur Zeit Jesu (und auch vorher) war ein Knecht zumeist ein vertrauensvoller Hausgenosse, der am Leben, auch am religiösen Leben, teilgenommen hat. Dem bedeutende Verantwortung übertragen war, wie z. B. auch der Knecht Abrahams, Eliëser. Dieser war sogar als Erbe im Gespräch und Abraham hat seinem Knecht die große Aufgabe anvertraut, aus dem weit entfernten Ur eine Frau für Isaak zu bringen. Eine Aufgabe, die ihm wegen des Erfolges vom Erbe getrennt hat.

Gestern sprach ich mit einem Freund über die Attraktivität des Reiches Gottes.

In dem, was ich dort tue, bin ich über alle Maßen erfüllt und vermisse nichts. Im Gegenteil. Alles andere kommt mir fad vor, geborgt und blutleer.

Dein Haus ist mein Haus

Wohin soll ich auch wollen? In welchem Haus mich wohler fühlen? Bei welcher Arbeit glücklicher sein.

Soll ich vom Vater Dank erwarten, wo ich doch Bestandteil Seines Hauses bin? Das kommt mir ganz befremdlich vor.

Ich suche auch keine große Aufgabe mehr, seitdem ich spüre, dass Treue und meine Liebe zu Ihm alles bewirken kann. Ich brauche und möchte nichts außerhalb von Ihm.

Es ist ähnlich der Situation, wenn ich beruflich zum Essen eingeladen bin.

Es schmeckt mir kaum und ich denke an meine Frau, für die ein gutes Essen viel mehr ist. Mit ihr wäre es anders – wie soll ich allein in der faden Fremde an etwas Freude finden?

Was ist verlockend an Dir?

Ich spüre dem nach.

Es hat zu tun mit der unbedingten Wahrheit, die ich bei Dir finde und spüre. Nirgends ist Lüge und Falsch.

Es hat zu tun mit dem Spüren von Heimat. Hier gehöre ich hin, zu Dir, bei Dir.

Es gibt keinen Mangel in mir, außer der Sehnsucht, dass meine Familie und alle, die mir nahe sind, auch hier sind.

Das Große, das ich früher gesucht habe und das mich zu großen Anstrengungen getrieben hat, das habe ich nun. Nicht so sehr in Form von Größe, sondern von Vollständigkeit.

Dabei spüre ich, dass ich dennoch weiter auf dem Weg bin. Nicht fertig, nicht am Ziel von allem. Aber mit der Heimat am Tisch des Vaters im Herzen.

Nur fern der Heimat brauche ich Attraktivität – zu Hause bin ich doch Zuhause.

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