Di 04.03.2025
Mk 10:32-45 Dritte Ankündigung der Leidens und vom Herrschen und Dienen
Der Text
Die dritte Ankündigung der Leiden ist mit dem Aufstieg nach Jerusalem verbunden. In einer Weise, die erschrockenes Erstaunen und Furcht auslöst. Jesus redet detailliert von der Überantwortung, Verspottung, Geißelung und dem Tod – und fast nebenbei von der Auferstehung.
Die Söhne des Zebedäus wollen links und rechts neben Jesus sitzen. Jesus nennt erneut die Ordnung des Reiches Gottes: Wer unter euch groß sein will, der soll euer Diener sein.
Wiederholung
Dreimal kündigt Jesus Sein Leiden an. Viele Menschen – ich auch – denken oft, es geht um die Sache. Und wenn die Sache klar ist, warum dann etwas wiederholen?
Mir scheint, das ist meine griechische Prägung. Logik.
Aber Sprache ist viel mehr als Information.
Sie ist auch Berührung.
Sie ist auch leiblich.
Die Jünger verstehen die Worte Jesu nicht. Aber sie werden von ihnen berührt. Worte, die mit einem Weg des Leibes verbunden sind. Dem Aufstieg in die große Schwäche.
Überantwortet
Ein Wesenszug Gottes ist, dass Er Quelle von allem ist. Alles ist aus Ihm und Er steht über allem.
Oder nicht?
Der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern.
Denen, die Gott zur höchsten Autorität berufen hat.
Sie, ausgerechnet sie, werden über Ihn herrschen. Denn überantwortet ist überantwortet – zur beliebigen Verfügung.
Gott –
Die, die Seine besten Freunde sein sollten. Die Spitze des Mensch-seins.
Und was werden sie mit Ihm tun:
Sie werden Ihn in die Hände eines Nicht-Volkes geben. Die Hände der Heiden.
Die Abgabe der Souveränität Gottes ist eine existenzielle Beschreibung Gottes.
Denn die Auferstehung ist nicht ein „dennoch“, sondern ein „in dem“. In dem Gott ganz Gott ist, ist Er der Lebendige. Und Gottes ganz Gott sein ist Seine Hingabe – nicht Seine Macht.
Da läuft kein Drehbuch ab, und Gott hat alles in der Hand. Kein Spiel. Keine Inszenierung. Gott hat kein Ass im Ärmel.
Er könnte – aber Er ergibt sich.
Er ergibt sich dem Menschen. Überantwortet sich ihm.
Und nun: in dem stiftet Gott im Menschen die Gottesbildlichkeit – nämlich der Vollzug der Liebe.
Zurück zu mir
Es gibt nicht ein Ich, das durch irgendwelche Methoden oder Maßnahmen zu entwickeln und zu heiligen ist.
Mein Ich ist entweder so wie Gott – oder es ist in der Vorläufigkeit der Möglichkeit verloren.
Es strebt zur Gottesbildlichkeit – oder zur Todesbildlichkeit.
Gott repariert nicht – er setzt mich ein.
Auch ein Mensch darf sich nicht opfern, um seinen Lieblingshund zu retten – aber er soll sich opfern für den Menschen, dem ihn Gott gegeben hat. In dem Opfer offenbart Er, dass dieser die gleiche Würde hat wie er selbst.
Ihr werdet den Kelch trinken
Unter dem geht es nicht.
Dieser Kelch ist weniger der Kelch des gewaltsamen Todes – als vielmehr der Kelch, der meine Rolle als Knecht aller offenbart.
Mein Ego in Christus – da ist kein Platz für mein Ego in mir.
Er aber muss wachsen, so muss ich abnehmen.
Mir scheint, dass vielleicht schwierigste ist, anzunehmen und anzuerkennen, dass Gott sich so in meine Hand gibt, dass meine Antwort auf Seine Hingabe Gottes Würde bedeutete. Nichts kann Gottes Ehre wieder herstellen als mein bedingungsloses Ja zu Ihm. Die Demütigung von Überantwortung und Spott, von Anspeien und Geißeln wäre lächerlich, wenn ich darauf nicht antworte.
Todesangst
Der vorläufige Mensch (der alte Adam) hat Todesangst. Und das zu Recht. Denn er kennt das neue Sein vielleicht nur von Hörensagen. Er kennt es von schlechten Zeugen, die selbst nicht überzeugt sind. Er kennt es von Schwärmen oder von nur religiösen Kirchgängern.
Aber mein Leben wird mir genommen, wenn ich es nicht gebe. Es ist nur ein Wimpernschlag bis dahin.
Heute kann ich meinem Gott die Ehre geben – heute.
Dreimal wiederholt es Jesus – dann schweigt Er.
Die Jünger verstehen nicht (auf der Sachebene). Aber Er ist ihnen vertraut genug, dass sie Ihm folgen, Ihm treu bleiben.
Sie fürchten sich – und gehen dennoch weiter.
Ich fürchte mich manchmal auch. Vor meinen Zögerlichkeiten, meiner Selbstsorge. Ich habe nur die Treue in meiner Hand – umhülle sie mit Deiner Hand, Herr Jesus.