Sa 05.04.2025
Joh 7:40-53 Zwiespalt im Volk
Der Text
Ist es der Gesalbte? – Aber der kommt doch aus Bethlehem. Der eine sieht es so, der andere anders. Die Gerichtsdiener können Jesus nicht verhaften – niemals hat ein Mensch so gesprochen.
Die Oberen aber sind sich einig – bis auf Nikodemus. Ein leises Wort des Wiederstandes – es wird weggewischt.
Auf der Straße
Gott steht auf der Straße und wartet auf die Menschen. Sie reden und denken in ihrem menschlichen Modus. Versuchen, Gott zu „be-greifen“. Aber Greifen ist immer Herrschaft – das ist jedoch nicht der Weg zwischen Herz und Herz.
Ich kann mich nur von Gott „er-greifen“ lassen. Ihn in mein Haus einladen.
Ich kann über Gott nachdenken, ja mit Ihm reden. In der Bibel forschen und Rat holen.
All das verändert mich kaum – vielleicht verhärtet es mich, enttäuscht es mich.
Kommunikation
Ich sage: Reden wird überschätzt. Man geht vor das Haus und redet jeweils miteinander. Aber dieses Haus bin nicht ich – es ist etwas, das in meinem Vorhof stattfindet. Etwas, das sowieso nicht entscheidet.
Worte werden im Vorhof gesprochen – nicht im Heiligtum meines Herzens.
Mein Heiligtum wird von innen geöffnet.
Jesus steht vor der Tür und klopft an. Gehe ich zu Ihm hinaus, werde ich der bleiben, der ich bin. Nur wenn ich Ihm die Tür öffne und Er mit dem Vater und mir Abendmahl hält, werde ich ein „befruchteter“ Mensch.
So auch mit dem Anderen.
Erlaube ich meiner Frau direkt in mein Herz einzuziehen? Erlaube ich es dem Bruder, der einsam vor der Tür steht?
Ist mein Brot dein Brot – Freund?
Oder habe ich noch meine eigene, heimliche Speisekammer, die ich vor dir verberge? Mein Allerheiligstes, das ich niemandem öffne.
These, Antithese, Synthese
Diese Denkart stammt zwar von den alten Griechen – ist aber erst in 18 ten Jahrhundert in Deutschland als Dialektik perfektioniert worden (Hegel, Fichte, Schelling).
Nicht umsonst heißt die Zeit „Idealismus“.
Es basiert eben auf „Ideen“.
Es klingt anspruchsvoll und klug – löst aber in der Regel kaum Fragen des Menschseins. Ich selbst schätze diese Methode sehr – für alles Mögliche, aber nicht für menschliche Begegnung.
Der Bibelabschnitt illustriert es.
Christus ist kein Ausdruck von Religion – sondern von Existenz.
Meiner Frau will ich in Liebe begegnen – nicht in Ideen und Logik.
Wer sich auf Argumente und Logik zurückzieht, hat die Brücke über seinen Burggraben hochgezogen und wedelt nur noch mit Flaggen umher.
Tat
Jesus aber ging zum Ölberg.
Den Satz hätte ich fast überlesen.
Aber ich hörte die Frage: Was ist denn nun zu tun?
Und darin liegt schon eine Antwort.
Nicht reden – tun.
Zuerst und zumeist: Das Heiligtum aufsuchen und es Dir öffnen.
Das Heiligtum meines Herzens – mein je eigener Ölberg.
Die ganze Nacht bleibt Jesus dort, denn es heißt als Nächstes: Und frühmorgens kam Er wieder in den Tempel.
Dort wird etwas geschehen, das Gott gefügt hat.
Mein „Ölberg“ ist Überantwortung meines Herzens an Gott – und mir scheint, so war es bei meinem Herren Jesus auch. Auf dem Ölberg geschieht allezeit: „Wenn der Kelch an mir vorbeigehen kann …. aber nicht mein Wille geschehe, sondern Dein Wille“.
Erst in der Kapitulation öffnet sich das Herz.
Kapitulation kommt von capitulum → Köpfchen (später auch Textabschnitt).
Ich gebe mein Kopfdenken auf und offenbare den wirklichen Herren in meinem Herzen. Der Kopf weiß wenig bis nichts vom Herrn meines Herzens.
Aus mir allein kommt nichts Gutes, eigentlich nur Zerstörung (das rein männliche). Nur in der Begegnung mit der Braut kann ein Mann fruchtbar sein.
Mit Dir und in Dir erwächst Neues.
Komm, Herr Jesus.