Di 06.05.2025
Joh 6:30-35 Jesus ist das Manna
Der Text
Das Volk will Zeichen sehen und verweist auf das Manna der Väter. Jesus sagt, „Ich bin das Brot des Lebens.“ Nicht Mose gab es euch, sondern der Vater.
Dann weiter: „Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmer mehr dürsten.“
Manna
Das Manna ist die tägliche Ausrüstung für die Zeit der Wüste. Es war nicht dazu da, um durch ein Wunder Glauben zu produzieren.
Essen vom Himmel ist wie Schöpfung. Aus dem Wort wird Brot; aus dem Geist wird Materie. Und zwar durch den Menschen. Den Menschen, der Sein Wort/Brot annimmt und damit die Welt gestaltet.
Als Gott das Manna in der Wüste gab, notierte Mose:
„Und als die Israeliten es sahen, sprachen sie einer zum anderen: ‚מָן הוּא‘ – ‚Was ist das?‘“ Genauer müsste man übersetzen: Was ist ist er?, denn im hebräischen gibt es keine sächliche Form.
Die KI formuliert schön:
Der Name Manna ist gewissermaßen aus der Erfahrung der Unerklärbarkeit geboren.
Siehe Begleittext Über alle Erfahrung .
Glaube der Väter
Immer und immer wieder wird dem Volk Gottes eingeprägt, dass sie die alten Geschichten lesen sollen. Sie sollen sie ihren Kindern weitergeben und daraus ihr Leben und ihren Glauben gestalten.
So auch wir. Die Bibel ist die Geschichte der Väter. Und auch die Tradition ist Erbe, Erbe, das dem Glauben dient.
Und mehr noch.
Viele leben ihren Glauben aus der Erfahrung, die sie schon mit Gott gemacht haben. Sie meinen Gott persönlich zu kennen, weil sie persönliche Erfahrungen mit Ihm gemacht haben.
Und all das ist gut und richtig.
Praxis
Ein Mann heiratet eine Frau. Und er liebt sie – so meint er.
Jahre später wird sie ihm fremd.
Durch tiefe Selbstprüfung merkt er: Ich habe weniger diese Frau geliebt, als mein Bild von dieser Frau. Ich habe geliebt, wie ich wollte, dass sie sei.
Wer ist sie aber wirklich?
Wenn ich eine Erfahrung habe, dann prägt sie meine Wahrnehmung. Ich sehe klarer, was ich schon gesehen habe. Ich erkenne, ergänze und bestätige.
Das heißt aber zugleich:
Ich blende andere Dinge tendenziell aus. Ich verstehe immer weniger, wie ein anderer Mensch die Welt so sehen kann, wie er sie sieht – weil es seine gewachsene Wahrnehmung ist.
Liebe ich den Menschen?
Vermutlich kennt man niemals seine Frau schlechter als zu dem Zeitpunkt, da man sie heiratet. Die Hormone gaukeln Liebe vor. Sie produzieren Bestätigungen – weil sie es wollen, nicht ich.
Nun beginnt ein doppelter Weg.
Zum einen kann ich meine Frau lieben lernen als die, die sie ist – nicht die, die ich dachte, dass sie sei, die ich wollte, dass sie wäre.
Zum Zweiten kann ich meiner Frau Raum geben, die zu werden, die sie im Laufe der Jahre wird. Ihr also Leben und Änderung zubilligen.
Leben ist immer Änderung.
Ich heirate kein Objekt – sondern einen Menschen. Ich heirate nicht die Summe der Eigenschaften meiner Frau – sondern den sich je entwickelnden, freien Menschen.
Liebe ich Gott?
Oder liebe ich meine Erfahrungen mit Gott. Meine Projektionen, meine Sehnsüchte und meine Wünsche. Liebe ich meine Hoffnungen, meinen Trost und all die Gnade, die ich empfangen habe und noch zu empfangen hoffe.
Oder erlaube ich Gott, Person zu sein.
Der, den man nie wirklich verstehen kann, wirklich kennen kann, den man nie „hat“.
Das Gottesbild der Israeliten ist nicht schlechter als unseres. Und sie haben viel Grund, daran festzuhalten.
Und auch die Kirche hat ein Bild von Christus, das kostbar und wertvoll ist.
Aber es ist nur ein Bild.
Ein Bild, durch das hindurch ich mich der Quelle des Bildes zur verfügung stellen könnte.
Wenn ich denn mein Bild loslasse.
Wie kann ich sagen, ich liebe Jesus – aber bei meiner Frau ist die Liebe abgekühlt.
Liebe ist unteilbar!
Gott ist in meiner Frau gegenwärtig.
Johannes vom Kreuz sagt:
„Wer Gott sucht und sich an seinen Erfahrungen hält, der sucht nicht Gott, sondern sich selbst in Gott.“
Es ist ein riesiges Thema.