Überwindung einer Floskel

Do, 22.05.2025

Joh 15:9-11 Die Liebe des Vaters und des Sohnes

Der Text

„Wie Mich Mein Vater geliebt hat, so habe Ich euch geliebt. Bleibt in Meiner Liebe.“

Das Gleiche gilt für die Gebote. Daraus wächst die vollkommene Freude.

Wichtiger Begleittext: Teilhabe an Jesu Liebe

So liebe ich euch

So wie der Vater Jesus liebt, so liebt Er die Jünger.

Ein Skandal!

Wie kann ein Mensch der Liebe eines Gottes würdig sein?

Und schlimmer:

In den Jüngern und über die Jünger hinaus liebt Gott die Welt – bis hin zu mir.

Was könnte ich in mir finden, was eine solche Zuwendung Gottes rechtfertigt?

Oder will ich Gott für ein unverständliches Wesen erklären, mit einer Art „verrückten“ Liebe? Eine Narretei? So wie manche ihre Modelleisenbahn lieben oder ihr Auto polieren?

Die Heiligen sagen, man solle Jesus am Kreuz anschauen, um diese Liebe zu verkosten, zu erkennen. Hm.

Ich sehe zunächst einen unerklärlich Liebenden, der auf eine leere Erde schaut. Dort ist niemand, der es wert ist und niemand, der Ihn liebt, wie Er liebt. Die „Touristen“ spazieren an ihm vorbei und schütteln den Kopf.

Niemand?

Vielleicht Maria, die Mutter Jesu. Mütter können lieben.

Bleibt in Meiner Liebe

Jesus sagt nicht, dass ich Ihn lieben soll.

Er sagt: Bleibt in MEINER Liebe.

Als wenn Er einen Raum eröffnet, in dem diese Liebe ist und mich hineinversetzt.

(siehe Begleittext).

Ich soll in dem Raum bleiben. Ihn also nicht verlassen. Merkwürdig.

Spüre ich denn Liebe? Oder bin ich nur ein Fremdkörper in diesem Raum?

Ja, fremd fühlt es sich an, in diesem Raum zu sein und an meine Welt außerhalb dieses Raumes zu denken.

Ich spüre die Zerrissenheit.

Hier bin ich in der Liebe Jesu – und ein Teil meines Herzens hört weiter die Rufe der Welt.

Berührt

Ich werde von Dir berührt.

Und erlebe so, dass ich einer bin, der berührt werden kann.

Vielleicht kannte ich dies vorher nicht.

Und ja, ich werde von Dir geliebt.

Und so kannte ich es vorher nicht.

Und dass ich dies erkenne und erkennen kann, zeigt mir ein Geheimnis in mir:

Ich bin aus einem Material, das lieben kann.

Indem ich Dir Deine Liebe glaube, sie verkoste, entdecke ich mein Herz.

Alles, was Du an mir tust, ich erkenne es und erkenne, dass ich es auch tun kann.

Indem ich Deinen Blick auf mir spüre, spüre ich, dass ich den Bruder ebenso anblicken kann, wie Du mich.

Wohl möchte ich einen Moment bei Dir verweilen.

Aber schon rufst Du:

Im Akt allein liegt vollständiges Empfangen.

Im Akt allein

Liebe ist kein Zustand allein, sondern ein „Fließgleichgewicht“ (ich erinnere mich an dieses Phänomen aus dem Chemieunterricht).

Hier das Phänomen:

Wenn z. B. in einer Reaktion A ⇌ B eine Substanz B ständig entnommen wird,

– dann verschiebt sich das Gleichgewicht

– und das System reagiert, indem mehr von B aus A nachgebildet wird

– Das Geben (Entnehmen) fördert also das neue Entstehen

– Man nennt das auch Prinzip von Le Châtelier (Prinzip des kleinsten Zwanges)

Wenn ich festhalte, verliere ich auch, was ich habe. Der Hörende, der nicht gehorcht, wird nicht mehr angesprochen.

Wo habe ich gehört – und gezögert?

Besser gehorchen, was ich unklar höre und darin hören lernen als auf Klarheit warten, die durch Mangel an Gehorsam immer mehr verdunstet.

2 Kommentare zu „Überwindung einer Floskel

  1. Liebe als Raum ist ein schönes Bild.

    Es erinnert mich an den Garten Eden.

    Jeweils ein Gebot, das es zu beachten gilt, entscheidet darüber, ob ich mich in diesem Raum, in Gottes Nähe, aufhalte.

    Die Liebe Jesu als der neue Garten Eden.

    Sein Gebot der Liebe ist der Schlüssel zu seiner Nähe.

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