Wir werden bei ihm wohnen

So, 25.05.2025

Joh 14:23-29 Jesu offenbart sich nur den Seinen

Der Text

Zuvor war die Frage, was es bedeutet, dass Jesus sich nur den Jüngern und nicht der Welt offenbaren will (die Frage des Judas Thaddäus). „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort bewahren, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“

Jesus redet dann von Seinem Weg zum Vater und vom Senden des Geistes.

Im Begleittext steht eine genaue Übersetzung: Wir werden bei ihm wohnen

Bewahren

Im Vers 24 steht das Wort „bewahren“. Das hebräische Wort, das dem entspricht, ist שָׁמַר (šāmar). Das Wort findet sich schon ganz am Anfang in der Bibel:

Genesis 2,15: „Gott setzte den Menschen in den Garten Eden, ihn zu bebauen und zu bewahren.“

Richtiges Bewahren ist kein „Konservieren“ (wie zuweilen im Konservativen / Traditionellem gedacht).

Sondern erst das rechte Bauen ist Ausdruck der Bewahrung des Wesens des Wortes. Das Wort ist immer schöpferisch.

Denn das Wort bebauen ist aus der Wurzel עָבַד, verwandt mit „Arbeit, Dienst, Gottesdienst“, auch Tempeldienst.

Auch ein Gottesdienst ist ein Prozess, ein Bauen, in dem ein Wort nicht allein bewahrt werden soll, sondern lebendig werden soll.

Wozu sollte Gott in mir wohnen?

Damit ich glücklich bin?

Damit wir Gemeinschaft haben?

Hm – ich denke, es ist eher etwas anderes:

Gott wohnt in mir, damit Er in der Welt wohnen kann.

So wie Gott in mir wohnt, so bin ich in der Welt.

Was Gott mir ist, bin ich im gewissen Sinn der Welt.

Denn dies ist mein originärer Auftrag.

Nicht „paradiesisch leben“ ähnlich einem Schlaraffenland.

Sondern als „Gott der Welt“.

Gott drückt sich aus. Es gehört zu Seinem Wesen. Er bleibt weder in Seinem Person-Sein, noch bleibt Er in einer dialogischen Liebe.

Sondern Gott ist immer auch ein „mehr“.

Zuerst ist die Person. Der Vater.

Nun aber: Gott ist Liebe. Ohne Sohn keine Liebe.

Aber schon im Wort Sohn steckt das mehr. Das Dritte. Gottes Wesen ist auch das Dritte, was wiederum ein Eigenes ist.

Die Bibel

Wie schon beschrieben kann die Bibel nicht in dem Sinne Gottes Wort sein, dass ich sie nehme und daraus Sein Wort schöpfe.

Es ist das Lehrbuch der Sprache Gottes.

Ich kann nicht recht mit Ihm reden, wenn ich sie nicht kenne („kann“), wie ich eine Sprache kann. Wer nicht Hebräisch kann, kann mit einem Hebräer nicht Hebräisch reden. Und das Lehrbuch für Hebräisch ist nicht der Hebräer. Es dient nur – es will sich nicht selbst vergotten. Gott steckt nicht in der Bibel wie der Hebräer nicht im Lehrbuch.

Damit ist auch klar, dass ein paar Brocken Hebräisch zwar den Hebräer erfreuen, es aber nicht zu einem herzlichen Gespräch kommt.

Und zugleich lerne ich Hebräisch am besten, indem ich es mit Hebräern spreche.

Hebräer kommt von Ivri, = derjenige, der hinübergeht.

Ich kann nur Hebräisch sprechen, wenn ich zu Ihm hinüberwechsle. Das ist ganz genau so gemeint. Siehe Begleittext von Abraham, dem Ivri.

Konsequenzen

Gott sagte „wir“ als Er den Menschen schuf.

So sage ich „wir“ und will Frucht bringen mit Menschen.

Zuerst muss ich Person werden, denn darin und damit werde ich ein Gegenüber, ein Liebender. Aber die Liebe ist kein Selbstzweck – sie will das Dritte.

Wenn ich also für mich sorge, verliere ich nicht nur Lebensfreude.

Ich verliere letztlich alles.

Sorge ist aber eigentlich die bittere, unbekömmliche Variante der Einfühlung und Verbundenheit mit dem anderen und seiner Not. Also der Liebe.

Ein Werkzeug, das ich im Einzelfall nur für mich oder für dich verwenden kann.

Jede Sorge um mich nimmt diese „mentale Hand“ und verwendet sie für mich.

Ich will mich ganz loslassen und diese Hand dem anderen zuwenden.

Dann wohnst Du in mir.

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