Fr 31.10.2024 Abend vor Allerheiligen
Lk 14:1-6 Heilung am Sabbat
Der Text
Aus dem griechischen Urtext:
1 Und es geschah, als Er an einem Sabbat in das Haus eines der führenden Pharisäer kam, um Brot zu essen, dass sie Ihn beobachteten.
2 Und siehe, da war ein Mensch vor Ihm, der an Wassersucht litt.
3 Und Jesus antwortete und sprach zu den Gesetzesgelehrten und Pharisäern: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?
4 Sie aber schwiegen. Und Er nahm ihn, heilte ihn und entließ ihn.
5 Und zu ihnen sprach Er: Wer von euch, wenn sein Sohn oder sein Ochse in einen Brunnen fällt, wird ihn nicht sogleich herausziehen am Tag des Sabbats?
6 Und sie konnten Ihm darauf nichts entgegnen.
Erdbeben
Bei der Betrachtung gestern Abend gab es in mir eine Art Erdbeben.
Was ist nun mit dem Sabbat für Christen?
Für mich, auch als Katholik?
Ich habe eine lange Recherche durchgeführt. Wer sie nachvollziehen möchte, findet sie im Begleittext: Sonntag, Sabbat – ein Oder oder ein Und?
Es geht um die noachidischen Gebote, Messianische Juden, Christen aus den Heiden in der Urkirche (sie hielten den Sabbat), Charlie Kirk, die Adventisten – und natürlich meine katholische Kirche.
Ich nenne ein paar Kerngedanken dazu:
Der Sabbat ist Ordnung Gottes
Von der Schöpfung her.
Unauflöslich – auch nicht durch kirchliche Ordnungen. Und es gibt auch kein Dogma, das den Sabbat aufhebt. Allerdings gibt es ein Sonntagsgebot (kein Dogma).
Geistig und leiblich
Das Geistige hebt das Leibliche nicht auf. Man kann nicht geistig statt leiblich sein, denn der Leib ist für uns Menschen der Ausdruck des Geistigen.
Die physische Ruhe des Sabbats wird nicht durch den Sonntag aufgehoben. Im Gegenteil.
Jude, Heide, Christ
Aus Sicht eines Juden kann ich für mein Heil nur die Gebote befolgen, die Gott allen Menschen gab. Sie sind aufgeschrieben im Abschnitt zu Noah. Der Sabbat wird dort nicht genannt. Aber Noah heißt „Ruhe“. נֹחַ (Nōaḥ): „Ruhe“, „Rast“ oder auch „Beruhigung“.
Aus meiner Sicht als Christ: Ich kann kein Jude werden, denn das ist nur durch Erbe möglich. Gott erwählte dieses Volk, hob es hervor und ich gehöre nicht dazu. Die Ordnungen, die Israel zu Israel macht, sind nicht meine Ordnungen.
Meine eigene Identität ist Christus.
Aber ich bin eingepfropft in diese Wurzel.
Entfaltung und Irrtum
Die Kirche ist nicht ohne Irrtum – im Gegenteil.
Und sie entfaltet Wahrheit im Laufe der Kirchengeschichte.
Wahrheit, die vorher nicht offenbarer war.
Zwar vertraue ich ganz auf die Dogmen. Sie sind ohne Irrtum.
Aber manche Entwicklungen waren böse, von Anfang an.
Besonders der Umgang mit den Juden.
Und auch der Sonntag wurde darin zu einer Waffe. Eine Abgrenzung zu Israel.
Es ist eine schwere Last, und mir scheint, meine Kirche braucht eine neue Betrachtung dieses Themas.
Gerade was den Sabbat und den Sonntag angeht.
Einsam
Ich kann weder den messianischen Juden folgen, denn sie sind Juden.
Noch kann ich den Adventisten folgen, sie überhöhen den Sabbat.
Und ich folge nicht einfach Charlie Kirk, wenn er mich auch inspiriert. Ihm fehlte noch ein Stück Weg, wie mir scheint.
Ich will aber auch nicht einfach so weitermachen wie bisher.
Schon seit dem Konfirmandenunterricht scheint mir die Begründung Luthers zum drittem Gebot untragbar.
Heiligung der Kirche
Ich glaube, dass die Heiligung der Welt nicht ein Problem der Mission ist.
Sondern der Heiligung der Kirche.
Heiligung beginnt mit Umkehr.
Umkehr von der Sünde der Väter, die in mir lebt.
Ich als Sohn Deutschlands bin schuldig an den Juden.
Ich als Christ und Katholik bin mitschuldig an der Verstockung Israels.
Und an all der Judenverfolgung der Jahrhunderte – bis zum heutigen Tag.
Erst in der Annahme der Schuld beginnt Reinigung.
In der Beziehung zwischen Kirche und Israel könnte der Sabbat ein Indiz, ein Katalysator sein.
Nicht in einem schwärmerischen Weg zurück zu den Wurzeln.
Aber mit Wahrhaftigkeit und Mut vor meinem und unserem Gott.
Heute ist Reformationstag.
Nicht gegen Rom! Sondern für Rom – und Israel, unseren Bruder.
Dass am Ende Israel Christus erkenne und Christus alles in allen ist.
Wichtig ist, dass wir zur Ruhe kommen.
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