Jesu Retten reicht nicht

Mi 12.11.2025

Lk 17:11-19 Die zehn Aussätzigen

Der Text

Aus dem griechischen Urtext:

11 Und es geschah, während Er nach Jerusalem ging, dass Er mitten durch Samarien und Galiläa zog.

12 Und als Er in ein Dorf einzog, begegneten Ihm zehn aussätzige Männer, die von ferne standen.

13 Und sie erhoben ihre Stimme und sagten: Jesus, Meister, erbarme Dich unser!

14 Und als Er sie sah, sprach Er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern!

Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein.

15 Einer aber von ihnen kehrte zurück, als er sah, dass er geheilt worden war, und verherrlichte Gott mit lauter Stimme.

16 Und er fiel auf sein Angesicht zu Seinen Füßen und dankte Ihm; und das war ein Samariter.

17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn gereinigt worden? Wo aber sind die neun?

18 Haben sich sonst keine gefunden, die zurückkehrten, um Gott Ehre zu geben, außer diesem Fremden?

19 Und Er sprach zu ihm: Steh auf und geh hin; dein Glaube hat dich gerettet.

Dein Glaube hat dich gerettet

Aber hat nicht Jesus ihn gerettet?

Und hat Er dann die anderen neun nicht gerettet? Obwohl sie doch erhört und geheilt wurden.

Die Heilung von Aussatz ist die Erlösung von Schuld.

Reicht es nicht, wenn ich um Vergebung und Heilung bitte, und Jesus dies auch vollzieht?

Ist nicht schon das Bitten der zehn Aussätzigen selbst ein Ausdruck ihres Glaubens an Jesus? Und sind sie nicht gehorsam, indem sie hingehen, um sich den Priestern zu zeigen?

Jesus gibt nur das, was wir wirklich wollen

Die zehn wollen Heilung.

Sie wollen wieder leben.

Sie wollen glücklich ihres Weges gehen und wieder Teil der Gesellschaft werden.

Sich selbst verwirklichen würde man vielleicht heute sagen.

Darum kann Jesus nicht retten.

Retten – in meinem Sinn.

Denn ich will zu Ihm hin gerettet werden – nicht zu meinem alten Leben hin. Auch nicht zu einem besseren Leben, einem Leben voller Weisheit und Güte.

Ich will nicht einfach ein gutes Leben.

Rettung ist für mich nur mit dem Angesicht vor Deinen Füßen.

Mit der Verwirklichung von Dir selbst in und durch mein Leben.

Ist das nicht zu einseitig?

Vielleicht gar radikal oder fanatisch?

Nein.

Das Wesen des Menschen ist zu Gott hin.

Ich bin mit Gott nicht weniger ich, sondern mehr.

Ein Mensch, der sich um sein Heil sorgt, lebt eine Weile – aber es ist ein provisorisches, unvollständiges Leben.

Ein Teil von mir lebt – das ganze „ich“ aber ist noch nicht erfasst.

Wenn ich krank ins Krankenhaus gehe und gesund herauskomme, dann bin ich doch nicht mehr als ich vorher war.

Ich kann auch ins Fitnessstudio gehen, dann komme ich vielleicht gesünder raus, als ich hineingehe. Aber es betrifft nicht mein ganzes Ich.

Wenn ich allerdings mit meiner Frau ein Kind zeuge, werde ich ein anderer. Ich werde Vater – das ist eine Offenbarung eines Wesenszuges, den ich für mich allein nicht machen kann. Sondern das ist nur in der Begegnung mit meiner Frau möglich.

Aber Vater zu werden, geht nur mit meiner Beteiligung. Ein rechter Vater zu sein, ist ein ewiger Akt. In aller Ewigkeit werde ich das nicht verlieren.

Selbst Gott konnte nicht Mensch werden, ohne eine Frau – denn das göttliche Handeln widerspricht niemals dem göttlichen Wesen.

Ohne die freie Zustimmung von Maria wäre kein Heil für die Menschen möglich gewesen.

Der Liebe kann man nur zustimmen, indem man selbst ein Liebender wird.

Steh auf und geh

Aus der Hingabe des ganzen Selbst erhält der Samariter ein neues Leben.

Er verharrt nicht nur im Staub, sondern im Wort Jesu steht er auf als ein Verwandelter.

Und er wird als solcher ins Gehen geschickt.

So lebt er nicht weniger als vorher, sondern jetzt erst eigentlich.

Ich verliere mein Leben in Jesus – Er aber gibt mir ein neues, wiederum eigenes Leben – auf eigenen Beinen.

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