Sa 27.12.2025
Joh 20:2-8 Auferstehung des Leibes
Der Text
Aus dem griechischen Urtext:
2 Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagt zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wo sie Ihn hingelegt haben.
3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab.
4 Die beiden aber liefen zusammen; und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab.
5 Und er beugt sich vor und sieht die Leinentücher liegen, ging aber nicht hinein.
6 Da kommt auch Simon Petrus, der ihm folgte, und ging in das Grab hinein; und er sieht die Leinentücher liegen,
7 und das Schweißtuch, das auf Seinem Haupt gewesen war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern für sich zusammengelegt an einem besonderen Ort.
8 Da ging nun auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und er sah und glaubte.
Hinweise aus der Peschitta (Syrisch-Aramäisch)
– „wir wissen nicht“ (V. 2): kollektive Perspektive bleibt stärker erhalten; Maria spricht ausdrücklich für mehrere.
– „er sah und glaubte“ (V. 8): Sehen und Glauben sind eng gekoppelt; kein Zwischenschritt des Zweifelns.
– Die Ordnung der Tücher (V. 6–7) wird als Zeichen der Ruhe und Absicht gelesen, nicht als hastiges Verlassen.
Zusammenhang
Dieser Text gehört zu Weihnachten.
Weihnachten geht es nicht zuerst um die Erlösung, so wie es oft dargestellt wird.
Denn es geht sehr um die Leiblichkeit.
Jesus wird Mensch – mit Leib, im Leib.
Und Er bleibt Leib – wie es heute das Thema ist.
Der Leib hat seinen Zweck nicht außerhalb seiner selbst; er ist nicht Mittel, sondern Wirklichkeit.
Allerdings: In geordneter Weise, ausgehend vom Geist. Das war gestern das Thema (Zucht).
Leibliche Auferstehung
Mir scheint, es gibt kaum ein deutlicheres Zeichen der Gerichtsreife unserer westlichen Welt, als der Umgang mit unseren Verstorbenen.
Dabei meine ich konkret: das Verbrennen.
Darum herum auch die Anonymität und eine immer ungeordnetere Kultur. Aber das Verbrennen offenbart eine Rebellion gegen die Leiblichkeit.
Im Leben wird der Leib als Mittel zu verschiedenen Zwecken missbraucht (Genuss und Eitelkeit, Körperkult). Hat er vermeintlich seine Arbeit getan, wird er symbolisch bestraft, weil er mir nicht ewiges Leben gab – man verbrennt ihn.
Das hat man früher mit denen getan, die man endgültig und restlos los werden wollte. Juden auf den Scheiterhaufen und ebenso sogenannte Hexen.
Später die industrielle Verbrennung der Juden in den Öfen von Auschwitz.
Wie eine große, zumeist unbewußte, Rebellion gegen Gott selbst.
Und die Welt schweigt, auch die Kirchen schweigen.
Der Leib
Es überwältigt mich, dass ein unendlicher, allwissender, ewiger Geist sich in den Leib Jesu bergen kann und es tut.
So ist der Leib.
Geeignet für Gott.
Geeignet auch für den auferstandenen Gott.
Geerbt von einer Frau, von Maria.
Geist und Leib als Ordnung sind ein unschlagbares Gespann. Immer noch viel mehr, als ich denken kann.
Dem spüre ich auch nach, wenn ich an Organtransplation denke. Ich möchte kein Organ von jemandem und ich möchte die Integrität meines Körpers auch im Tod erhalten wissen.
Nicht aus imaginären Ängsten heraus, sondern aus Respekt vor dem Werk Gottes.
Das Leben benutzt nicht den Körper – Leben und Körper sind eins.
Im Körper, besonders im menschlichen Körper, offenbart sich der lebendige Gott.
Nicht als Geistwesen – als Menschensohn, wie Er immer wieder betont.
Der Geist ist dabei Herr.
Aber er achtet auch seinen Leib, wie ein Mann auf den Leib seiner Frau achtet (Eph. 5:28-29!).
Auch in der Ohnmacht achte ich den Leib, soweit ich es kann.
Nicht umsonst hat Israel viel, sehr viel getan, um auch die getöteten Geiseln wieder zu bekommen. Angesichts dieses Ringens um jeden Körper sollte ich den Schlag ins Gesicht spüren, wie wir mit Toten umgehen.
ZAKA
Es ist die jüdische Organisation, die tut, was Juden verstanden haben:
כְּבוֹד הַמֵּת
Kevód ha-Mēt Ehre des Toten.
ZAKA fragt nicht nach Schuld und hat keinen moralischen oder emotionalen Auftrag. Sie fragen nach dem Leid an sich, nach dem zerbrochen sein zwischen Mensch und Gott.
- Der Mensch ist nicht nur Seele, er ist Ebenbild Gottes. Am ganzen Menschen, örtlich sogar genau: am Leib.
- Der Leib ist Gabe Gottes. Er steht nicht zur freien Verfügung. Im Leben nicht und im Tod nicht.
- Der Tote kann sich nicht mehr wehren. Daher ist seine Würde maximal zu schützen. Ganz ohne Gegenseitigkeit: und damit höchste Form der Liebe.
- Der Leib ist nicht irrelevant für die Auferstehung.
Es geht nicht darum, dass der allmächtige Gott nicht aus der im Meer verstreuten Asche wieder einen Leib bilden könnte.
Es geht darum, wie sehr ich mit meinem Geist, mit Gott darin übereinstimme.
Habe ich diesem zum Ende meines Lebens offenbar und vehement widersprochen – was wird Gott dann machen?
Meinem Willen zu wieder handeln?
Der Ort des Leibes ist die Offenbarung des Glaubens.
Bei dieser Andacht musste ich wieder an die wunderschöne Stelle aus einem Hymnus Akathistos, an die ich diese Weihnachten immer wieder denken muss: „Menschliche, doech wunderbar göttliche Schöpfung zeigte der Schöpfer und machte sie uns sichtbar. Aus unbesätem jungfräulichen Leibe kam er ins Fleisch, er ist erstanden aus dem Grabe, ohne die Siegel zu erbrechen, und zu den Aposteln bei verschlossener Tür leibhaftig hineingegangen…“
Ja, die Menschwerdung Jesu zeigt welche Qualität unser Leib hat, nämlich dass es sich mit dem Wesen Gottes verbinden lässt. Unfassbar, welche Würde wir tragen.
LikeGefällt 1 Person